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Menschen 08.08.2023

Luft zum Atmen

Wie Westfalen Medical B.V. in den Niederlanden Menschen mit Atemwegserkrankungen hilft

Wie die Luft zum Atmen: Genauer gesagt, brauchen Menschen den Sauerstoff aus der Atemluft zum Leben. Und ist die Aufnahme des Gases durch eine Erkrankung gestört, kann das zu großen Beeinträchtigungen führen. Dank einer Sauerstofftherapie, wie sie Westfalen Medical anbietet, können viele Betroffene dennoch ein weitgehend normales Leben führen.

Nancy Baten betreibt einen erfolgreichen Fashion-Blog. Im Sommer besucht die Niederländerin gern Open-Air-Festivals. Zweimal die Woche geht sie ins Fitnessstudio. Und zum Shoppen radelt sie meist auf ihrem E-Bike in die nächste Stadt. Das alles ist nicht so selbstverständlich, wie es klingt. Denn seit 2014 ist Nancy Baten 24 Stunden am Tag auf eine externe Sauerstoffzufuhr angewiesen. Der Grund ist eine erbliche Krankheit namens Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, bei der Betroffenen ein Schutzeiweiß der Lunge fehlt. Dadurch wird das Lungengewebe im Laufe der Jahre zersetzt.

„Ich wusste schon seit Jahren, dass ich irgendwann eine Sauerstofftherapie brauche, habe aber lange den Kopf in den Sand gesteckt“, sagt sie heute. „Und als es dann so weit war, ist mir der Einstieg nicht leichtgefallen. Auch, weil mir wegen der Sauerstoffschläuche nun jeder gleich ansieht, dass ich eine Erkrankung habe.“ Doch für die aktive und lebensfrohe Frau wurde klar: „Ich will mich von meiner Erkrankung so wenig wie möglich einschränken lassen.“

Nancy Baten ist eine von rund 25.000 Personen, die von Westfalen Medical B.V. in den Niederlanden mit Sauerstoff und medizintechnischen Geräten für die Atemtherapie beliefert werden. Im B2B-Bereich stehen Krankenhäuser, Pflegeheime und Notdienste auf der Kundenliste. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Deventer ist seit 2011 am Markt und inzwischen niederländischer Marktführer in seinem Segment. Es verfolgt vor allem ein Ziel: die Lebensqualität von Menschen zu verbessern, die unter Atemproblemen leiden.

Das Spektrum der Erkrankungen, die eine Sauerstofftherapie notwendig machen, ist breit: Häufig kommt sie zum Beispiel bei Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, kurz COPD, zum Einsatz. Dabei ist die Lunge dauerhaft geschädigt – etwa durch Rauchen oder eine hohe Staubbelastung am Arbeitsplatz – und die Bronchien sind verengt. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung geraten Betroffene schon bei leichten Alltagstätigkeiten außer Atem. Die Schlafapnoe, bei der es zu Atemstillständen kommt, ist ebenfalls eine typische Indikation für eine Sauerstofftherapie. Auch Menschen mit bestimmten Herzerkrankungen, Schwächen der Atemmuskulatur oder erhöhtem Blutdruck in den Lungenarterien profitieren von der Behandlung. Bei Corona-Patient:innen kommt sie ebenfalls zum Einsatz.

Individuelle Versorgung

„Wir bieten Sauerstoffpatientinnen und -patienten technische Lösungen und umfangreiche Beratung und Begleitung an, damit sie ein möglichst uneingeschränktes Leben in ihrem eigenen Zuhause führen können“, sagt Perry Sanders, Geschäftsführer von Westfalen Medical B.V. „Dazu stellen wir ein maßgeschneidertes Produkt- und Servicepaket zusammen, das sich nicht nur am Krankheitsbild orientiert, sondern auch am persönlichen Lebensstil.“

Hier kommen Mitarbeiter wie Peter te Wechel ins Spiel. Seit zwölf Jahren ist er Sauerstofffahrer bei Westfalen Medical. Was wie ein einfacher Lieferjob klingt, ist in Wahrheit eine komplexe Tätigkeit, die technisches Know-how und ein hohes Maß an Empathie und Kommunikationsstärke verlangt. „Wir erstellen für jeden neuen Kunden ein ganz genaues Profil, um abzuklären, was er oder sie braucht“, schildert der 48-Jährige, während er einen weißen Van über die Landstraße zwischen Deventer und Arnheim steuert. Wie jeden Tag hat er den Wagen morgens im Lager mit allem beladen, was er heute für die Versorgung seiner Kund:innen braucht. An Bord sind Sauerstoffkonzentratoren und -flaschen in verschiedenen Größen, Schläuche, Ventile, Atemmasken und vieles mehr. 

Pro Tag besuchte te Wechel zehn bis 15 Personen, die sich in ganz unterschiedlichen Gesundheits- und Lebenssituationen befinden. Die Altersspanne reicht von Babys bis zu Menschen, die weit über 90 Jahre sind. „Beim ersten Hausbesuch schaue ich mir an, wie die Gegebenheiten vor Ort sind: Welche Geräte haben überhaupt Platz? Wie sieht es mit Stromanschlüssen und Lagermöglichkeiten für den Sauerstoff aus? Wie lang und kompliziert sind die Wege in der Wohnung, und was bedeutet das zum Beispiel für die Art und Länge der Versorgungsschläuche?“, erklärt Peter te Wechel. „Natürlich spreche ich mit den Menschen ausführlich über ihren Alltag. Wer sehr viel unterwegs ist, braucht eine andere Versorgung als jemand, der nur einmal pro Woche für einen Arztbesuch nach draußen geht.“

Wie eine individuelle Versorgung aussehen kann, wird im Wohnhaus von Nancy Baten deutlich. Sie lebt in einem modernen Bungalow in der Nähe von Arnheim. Zu Hause ist die Nasenbrille, die die Mittfünfzigerin trägt, über einen langen Schlauch mit einem stationären Sauerstoffkonzentrator verbunden. Das Gerät reichert Sauerstoff aus der Umgebungsluft an und leitet ihn über den Versorgungsschlauch weiter. Es hat etwa die Größe eines Nachttischs und steht in der Garage, von der es Zugänge ins Haus und in den Garten gibt. 

„Mit diesem System kann ich im und ums Haus alles gut erreichen“, sagt Nancy Baten. „Wenn ich weiter weg will, steige ich auf mein mobiles Sauerstoffgerät um.“ Das passt in eine Umhängetasche, die Nancy Baten locker über der Schulter trägt. Anders als der Heim-Sauerstoffkonzentrator, der an der Steckdose hängt, verlangt das akkubetriebene Mobilgerät eine  besondere Atemtechnik: Sauerstoff wird nur angereichert und abgegeben, wenn Nancy Baten durch die Nase atmet. „Das war erstmal gewöhnungsbedürftig, spart aber Akkuleistung“, sagt sie. „So kann ich bis zu zwölf Stunden unterwegs sein.“ Beim Sport schließt sie ihren Versorgungsschlauch an eine kleine handliche Flasche mit medizinischem Sauerstoff an.  „Man muss halt flexibel sein“, sagt sie und lacht.

Emotionaler Support

Inzwischen ist Nancy Baten Profi im Umgang mit ihrer Sauerstoffversorgung. Sie weiß, wie man die Geräte einstellt und 
reinigt und was in einem Notfall zu tun ist. Das war nicht immer so. „Am Anfang war ich heillos überfordert“, erinnert sich 
Baten. „Da war es enorm hilfreich, dass jemand von Westfalen Medical mir hier zu Hause ganz genau erklärt hat, wie ich mit 
den verschiedenen Systemen umgehen muss.“ 

Die Wartungsbesuche der Westfalen-Medical-Experten schätzt sie bis heute sehr. „Es gibt einfach Sicherheit, wenn regelmäßig jemand prüft, ob alles in Ordnung ist, und wenn man sich jederzeit mit Fragen und Problemen melden kann.“ 

Nicht zuletzt empfindet sie es als große Entlastung, dass das Unternehmen die organisatorische Abwicklung mit der Krankenversicherung übernimmt. Die enge Zusammenarbeit mit allen Krankenkassen ist dabei kein Zufall. „Wir entwickeln regelmäßig proaktiv neue Konzepte, die die Versorgung für Sauerstoffpatienten verbessern, aber auch die Kosteneffizienz berücksichtigen“, sagt Perry Sanders. „Dafür und für unseren guten Service bekommen wir immer wieder sehr positives Feedback von den Kassen.

Bei erfahrenen Kund:innen wie Nancy Baten schauen Peter te Wechel und seine Kollegen etwa alle drei Monate vorbei. Heute prüft te Wechel, ob alle Geräte inklusive Zubehör einwandfrei funktionieren, tauscht ein defektes Kontrolllämpchen aus und reinigt den Filter des stationären Konzentrators. Er prüft, ob noch genügend Sauerstoff im Haus ist und ob die Sicherheitsvorschriften für die Lagerung des Gases eingehalten werden. Zum Schluss vereinbaren er und Nancy Baten bei einer Tasse Kaffee den nächsten Besuchstermin.

Wenige Minuten später ist Peter te Wechel schon auf dem Weg zum nächsten Kunden. Nicht alle Menschen, die er berät 
und beliefert, gehen so aktiv und selbstbewusst mit ihrer Erkrankung um wie Nancy Baten. „Manche sind rein körperlich 
deutlich eingeschränkter, manche schränken sich aber auch selbst ein“, erzählt er. „Zum Beispiel, weil sie es sich nicht zutrauen, mit einem mobilen Sauerstoffgerät auf die Straße zu gehen oder sich sogar dafür schämen.“ Da ist dann neben dem technischen auch der emotionale Support des Westfalen-Medical-Experten gefragt. 

Te Wechel: „Zu solchen Menschen sage ich oft: ‚Wenn Sie mit einer knallroten Hose herumlaufen, starrt Sie erstmal auch jeder an. Na und? Deshalb würden Sie doch auch nicht immer allein zu Hause bleiben.‘“ Wenn die Ermunterung wirkt und die Betroffenen sich wieder hinauswagen, ist Peter te Wechel mehr als nur zufrieden. „Wir helfen mit unserer Technik und unserer Beratung Menschen dabei, ihre Lebensqualität zu erhalten oder wiederzugewinnen“, sagt er. „Dass ich dazu beitragen kann, ist für mich das Schönste an meinem Beruf.“

Auf Wachstumskurs

Seit 2018 bietet die Westfalen Gruppe unter dem Firmennamen Westfalen Medical GmbH auch in Deutschland Homecare-Versorgung für Menschen mit Atemproblemen sowie B2B-Lösungen für Ärzte, Krankenhäuser und Schlaflabore an. 

Den Markenauftritt hat das neue Unternehmen von seiner niederländischen Schwester übernommen, auch die Produkt- und Servicepalette im Bereich Homecare ist ähnlich. „Die meisten Kundinnen und Kunden kommen nach einem Klinik- oder Krankenhausaufenthalt zu uns“, sagt Siegfried Hupas, einer der beiden Geschäftsführer der Westfalen Medical GmbH. „Wir bauen ihnen sozusagen die Brücke zurück nach Hause.“ 

Seit dem Start vor knapp fünf Jahren ist das Unternehmen rasant gewachsen. Der Kundenstamm hat sich von 50 auf 30.000 Personen erweitert, der Umsatz ist jedes Jahr deutlich gestiegen. Die positive Geschäftsentwicklung führt Siegfried Hupas nicht nur auf die Qualität der Produkte und Dienstleistungen  zurück, sondern auch auf ein innovatives Vertriebskonzept und die Mentalität im Unternehmen. „Wir sind ja quasi noch  ein Start-up mit einem kleinen, total engagierten Team“, sagt Hupas, der selbst 30 Jahre Erfahrung in der Branche mitbringt. 

„Gerade die jungen Mitarbeitenden suchen eine Aufgabe mit Purpose – und die haben wir hier. Wir wollen unbedingt die Lebensqualität von Menschen mit Lungenerkrankungen verbessern – und das auch mit neuen Ideen und auf neuen Wegen. Diese Begeisterung ist zentraler Faktor unseres Erfolges.“ 


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