Ich bin kein Typ für schlechte Laune. Aber natürlich geht es mir bei der Thematik Corona auch nicht anders als allen anderen. Es gibt Tage, da bin ich es wirklich leid, auch wenn ich das als Mitglied unseres Präventionsteams vielleicht nicht sagen sollte. Corona hat dieses Jahr geprägt, im Unternehmen, in der Familie, im Freundeskreis, in der Freizeit. Da ist es vielleicht normal, dass man manchmal auch genug davon hat. Aber es hilft ja auch nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Es ist unsere Aufgabe, unsere Mitarbeiter und das Unternehmen so sicher wie möglich durch diese Krise zu führen und dafür geben wir unser Bestes.
Zum Glück haben wir als Unternehmen sehr früh die mögliche Tragweite von Corona erkannt. Das ist aber weniger der Verdienst des Vorstands als der von einigen Mitarbeitern. Eine Kollegin, ausgebildete Apothekerin, hatte schon in der Karnevalswoche den richtigen Riecher und hat gesagt: ‚Achtung, da kommt was auf uns zu!‘ Wir haben uns auf diese fachliche Einschätzung verlassen und frühzeitig Vorkehrungen getroffen. Das war goldrichtig. Zum Beispiel haben wir schon im Februar 2020 eine große Bestellung Masken und Desinfektionsmittel aufgegeben, bevor diese Dinge dann auf dem Markt knapp wurden, und erste Hygienemaßnahmen erlassen.
Zuerst haben wir unser Präventionsteam installiert: Eine kleine schlagkräftige Truppe, zu der Mitglieder aus Gesundheitsmanagement, Personal, Kommunikation sowie wechselnde Experten und ich gehören. Wir tauschen uns mehrmals wöchentlich aus, beurteilen die aktuelle Lage, stoßen Maßnahmen und Regelungen fürs Unternehmen an, organisieren zum Beispiel Tests und Masken und sind zentraler Ansprechpartner, wenn es um Corona geht. Für die Fragen und Anliegen unserer Mitarbeiter haben wir ein E-Mail-Postfach eingerichtet. Dieses wird auch am Wochenende bearbeitet. Allein an E-Mails haben wir bisher schon über 1.600 Anfragen von Mitarbeitern beantwortet.
Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch das Thema Abstand. Wir haben in allen Abteilungen zwei Teams gebildet, die sich nicht begegnen dürfen. So stellen wir sicher, dass in allen Bereichen genügend Abstand eingehalten werden kann und ein möglicher Infektionsfall nicht gleich ganze Bereiche lahmlegt. Mobiles Arbeiten gab es bei Westfalen zum Glück auch schon vor Corona, sodass unsere Mitarbeiter von Anfang an ohne größere technische Schwierigkeiten mobil arbeiten konnten. Wir haben eine umfassende Teststrategie aufgebaut, mit der wir alle Westfalen, die Kontakt zu einem Infizierten hatten, testen können.
Jede Infektion ist eine zu viel. Natürlich haben auch wir Corona-Fälle zu verzeichnen. Ganz vermeiden lässt sich das bei 1.800 Beschäftigen nicht. Aber bisher können wir zum Glück sagen, dass sich Stand heute noch niemand direkt in unserem Unternehmen angesteckt hat.
Auch in unserem Unternehmen gibt es unterschiedliche Meinungen. Corona polarisiert. Das liegt nach meiner persönlichen Meinung durchaus auch an dem Hin und Her in der Politik. Ich würde mir da mehr Klarheit wünschen. Wir haben bei Westfalen von Anfang an einheitliche, klare eigene Regeln aufgestellt und immer versucht zu erklären, warum wir etwas machen. Und wir haben lieber einmal zu viel als einmal zu wenig kommuniziert. Generell sind wir dadurch auf großes Verständnis bei unseren Mitarbeitern gestoßen. Alle ziehen mit. Das ist wirklich großartig. Und auch Zuhören ist wichtig. Eine Mitarbeiterin hat zum Beispiel gesagt „Ich kann nicht mehr zu Hause arbeiten, weil ich da in einer kleinen Wohnung zwischen Kindern, Mann und Mutter sitze.“ Wir finden in solchen Fällen dann individuelle Lösungen.
Ehrliche Antwort? Ein vollständiger Überblick ist oft nicht möglich. Hier ist Internationalität eine große Herausforderung. Ein Beispiel: Zu Beginn der Pandemie wollten unsere Mitarbeiter in Frankreich schnell Masken, unsere Mitarbeiter in den Niederlanden wollten keine, weil dort die staatlichen Regeln andere waren. Da gab es viel zu koordinieren. Einiges haben wir dann zentral geregelt, anderes haben die Länder adaptiert und auf eigene Gegebenheiten angepasst.
Wir produzieren bei Westfalen unter anderem auch medizinischen Sauerstoff, der in der Corona-Pandemie natürlich besonders wichtig ist. In den Niederlanden und in Deutschland versorgen wir auch Patienten, die an Lungenfunktionsstörungen leiden, mit Sauerstoff oder Konzentratoren. In den Niederlanden war der Vorrat an Konzentratoren in der ersten Corona Welle sehr knapp. Alle haben mitangepackt und haben Lösungen gefunden, damit wir unseren Versorgungsauftrag weiter wie gewohnt erfüllen können. Auf diese Leistung können unsere Mitarbeiter wirklich stolz sein. Generell können wir sagen, dass die Versorgung unserer Kunden stets sichergestellt war.
Unabhängig davon haben wir gerade beim Außendienst darauf geachtet, dass die AHA-Regeln eingehalten werden. So wird bei Kundenbesuchen zum Beispiel immer Maske getragen. Die Gesundheit unserer Kunden ist uns genauso wichtig wie die unserer Mitarbeiter. Auch in der Produktion haben wir die Mitarbeiter in zwei Teams eingeteilt und in Schichten gearbeitet. Wo Abstände nicht eingehalten werden können, tragen alle konsequent Masken. So können wir die Kundenversorgung sicherstellen.
Ja. Auch wir haben die Krise in einigen Bereichen gespürt. Unsere Tankstellen-Umsätze zum Beispiel sind im Frühjahr teilweise deutlich eingebrochen, weil die Leute weniger Auto gefahren sind. Generell war zu Beginn der Krise noch unklar, wie sich das alles entwickelt. Wie viele andere Unternehmen sind auch wir dann in Kurzarbeit gegangen. Zum Glück nur knapp zwei Monate. Danach war klar: Wir schaffen das auch ohne Kurzarbeit. Aber in der schwierigen Zeit hat sich auch nochmal gezeigt, was Westfalen auszeichnet: die Mitarbeiter. Im ganzen Unternehmen gab es viel Verständnis und Solidarität. Die Mitarbeiter haben sich gegenseitig unterstützt, wenn jemand seine Kinder betreuen musste und vielleicht mal nicht 100 Prozent leisten konnte. In der Zeit der Kita-Schließung haben wir sogar ein Online-Programm für Mitarbeiter-Kinder organisiert. Da wurde mancher Teenie und manche Oma mit eingespannt. Das ist nicht selbstverständlich. Und ich bin froh, dass wir bisher auch wirtschaftlich gut durch die Krise gekommen sind und unterm Strich wohl ein wirklich gutes Ergebnis 2020 erreichen werden.
(lacht) Da fallen mir spontan mehre Dinge ein. Die Digitalisierung hat einen riesigen Schub bekommen. Digitale Meetings, Chats, schneller digitaler Austausch sind mittlerweile selbstverständlich. Ich hätte mir persönlich auch nicht träumen lassen, dass ich mal mit einem Glühwein in der Hand an einer digitalen Westfalen Weihnachtsfeier mit 300 Leuten teilnehme. Auch beim mobilen Arbeiten haben wir gezeigt, dass wir das können und von zu Hause genauso effektiv sind wie im Büro. Und nicht zuletzt das Thema Zusammenhalt, was ja auch zu unseren Werten gehört: Wir sind alle in der Krise zusammengerückt – wenn auch nur virtuell.
Endlich wieder Freunde zu treffen, ohne Abstand und Angst. Endlich wieder Meetings ohne Abstand und ohne Maske, mit meinem Mann und den Kindern verreisen. Ich wünsche mir, dass die Unbeschwertheit zurückkommt, vor allem für die Kinder und dass meine Tochter nächstes Jahr ihre Konfirmation so feiern kann, wie sie sich das wünscht.
Team Presse